Anton oder Egon?

Anton, ein leidenschaftlicher, expressiver und zuweilen unbeherrschter Endfünfziger ist am Telefon. „ Ich habe es wieder getan!“ beichtet er offensichtlich hoffnungsfroh, von seinem Coach eine Art Absolution zu erhalten. Mein Atmen stockt. Kurz ein, dann lange und vorsichtig ausatmen, und wieder ein – ein  starkes „Aha?“ mit der für Anton gewohnten Sicherheit eines Coachs. Innerlich grummelt sich mein Sonnengeflecht. „Ach, wann geschieht ein Wunder für diesen Klienten?“ rufe ich lautlos aus, während sich in meiner Magengegend ein enttäuschtes Loch bildet. „Ich habe mein Team zusammengeschrien, die inkompetenten Nichtsnutze zur Schnecke gemacht!“ Anton beginnt, auf Höchstform aufzulaufen. Ich stoppe ihn. „ Hatten Sie das Team, wie besprochen, über die Veränderungen informiert?“ Anton berichtet, dass er seine Sekretärin instruiert hätte, eine Rundmail an das Team zu schicken, er hätte die Mail nicht überprüft. Anton gehört zu der älteren Generation von Managern, die noch eine Sekretärin als rechte Hand hatten. Heute hat er keine Sekretärin mehr, er ist im Früh – Ruhestand. Seine Kernqualität „Mut“ lebt er noch immer. Immer noch ist er allergisch gegen Feigheit. Manchmal geht er in die oben beschriebene Falle der Rücksichtslosigkeit. Dann hilft ihm sein IPC® Consultant, etwas mehr Behutsamkeit an den Tag zu legen.

Klienten bestehen aus einer faszinierenden Vielfalt mit ihrer ganz eigenen ICH – KULTUR. Ein Coach ist auch nur ein Mensch in Vielfalt. Ein Mensch in einer bestimmten Rolle und mit einem geklärten Auftrag. Manchmal, wenn Klienten den Eindruck erwecken, sie fühlten sich bei mir, als ihrer Begleiterin, so wohl, dass sie gar nicht mehr selbst denken und agieren möchten, springt bei mir die rote Lampe an. „Vorsicht! – Ein IPC® Consultant ist kein Weg – Bereiter, sondern ein Weg – Begleiter, ein Denk- und Aktionsunterstützer!“ Ein Coach widmet sich voll und ganz dem Anliegen des Klienten, doch die Arbeit an seinem Themen liegt beim Klienten. Dieser hat sich ein Ziel vorgenommen, welches es in vertrauensvoller Zusammenarbeit zu erreichen gilt. Dabei geloben sich beide, Klient und Wegbegleiter, gegenseitige Vertraulichkeit, äußerstes Engagement und Sportgeist.

Daniel Ofman Kernqualität: www.youtube.com/watch?v=gFxr8GBiEoI

Egon, Mitte vierzig, ist eher introvertiert und liebt Harmonie. Seine Allergie sind Konflikte. Dafür hat er sich ein Verhaltensmuster angewöhnt. Sobald  er  im Teammeeting eine unbequeme Kommunikation wittert, neigt Egon zu Übersprungshandlungen. Dann steht er auf,  blättert scheinbar suchend durch die Seiten des das Flipchart bis zu dem Punkt, wo er sich wieder im Griff hat. Aus irgendeinem Grund fürchtet Egon Streit. Konflikte sind jedoch noch kein Streit. Streit ist ein offen ausgetragener Konflikt, der, wenn er sich einer Redekultur bedient, fruchtbare Resultate hervorbringen kann. Möglicherweise ist Egon in einer Umgebung aufgewachsen, in der jeder Konflikt als „feindseelig“ abgewiesen wurde. Bis heute hat er nicht gelernt, seinen wahren Standpunkt zu vertreten. Lieber zieht er sich zurück, als für seine Ansichten zu kämpfen. Wie kommt es, dass Egon, in seiner rauen Firmenumgebung immer wieder weiter gefördert wird? Egon ist beliebt, denn von ihm geht keine Konfliktgefahr aus. Egon hat als Manager Unterstellte, die Konflikte für ihn durchstehen. Sein wahres Gesicht zeigt Egon nie öffentlich. Er ist ein Könner der Maskierung. Hin und wieder geht er in die Falle der Trägheit und Schlaffheit. Dann erinnert ihn der IPC® Consultant an seine Herausforderung, die initiative Resolutheit. Er darf mehr Gesicht zeigen und voll und ganz präsent sein.

Als IPC® Consultant und Unterzeichnerin der Charta der Vielfalt  finde ich solche Fälle extrem spannend. Ich lerne viel über Egon, und schätze ihn ebenso wie Anton. Schließlich vertraue ich beiden und sie mir, sonst wäre eine Zusammenarbeit unmöglich. In unseren Sitzungen nehme ich durch meine Brille wahr, wie sie zu sein scheinen. Aufgrund meiner Wahrnehmung nehme ich beide so wahr, wie es meinem Gehirn möglich ist. Das nennt man Konstruktivismus

http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/konstruktivismus.html

Es gibt keine Objektivität im menschlichen Zusammenspiel.  Ein Coach muss gut zuhören und noch besser Fragen stellen. Seine Aufgabe ist es, unterschiedliche Perspektiven aufzuzeigen und dem Klienten das Ausloten strategischer Möglichkeiten anzubieten. Ein IPC® Consultant ist kein Ratgeber.

„Was ist ihr Ziel?“ frage ich beide. Beide können nicht unmittelbar antworten, zu viele Ziele schwirren durch ihren Kopf. Ein Ziel zu definieren ist ein schwieriger, aber unentbehrlicher erster Schritt. Danach entwickeln wir gemeinsam eine fruchtbringende Kommunikation für jeden individuellen Typ.

Sind sie wie Anton oder wie Egon? Vielleicht eine Mischung?  Wir sind alle Diversity und haben Vielfalt in uns. Dies nenne ich ICH – KULTUR®. Wenn Ihr Weg schwierig ist, wenden Sie sich an einen IPC ® Consultant Ihres Vertrauens, welcher Diversity lebt. Suchen Sie lange genug! Nicht jeder Mensch passt zu jedem als Begleiter, so wie nicht jeder Arzt zu jedem Patienten passt, nicht jeder Lehrer zu jedem Schüler und nicht jeder Liebende zu einem Geliebten.